Wias friacha war


Kurt erzählt: Früher hamma alles selber gmacht. Da hats ka Ablaufdatum geben. Das Kraut is in den großen Holzbottich eingstampft worden. Der hat gut 100 Liter gehabt. Als Bub hab ich selbst mit den Füßen getreten, später dann mit dem Stössel. Das Sauerkraut hat das ganze Jahr halten müssen. Wenn oben eine weiße Haut entstanden ist, hat die Mutter halt gsagt, jetzt müss mas auswaschen. Ablaufdatum hats kans geben – und gsund war ma a immer. Das Fleisch ist mit gewöhnlichem Salz eingerieben worden und wenns kalt war, ein paar Wochen liegen blieben. Dann is in die Selch kommen. Das Gselchte ist in an großen Topf mit Schmalz einglegt worden. Wenn da Speck a schon gelb gworden ist, hamma halt den Rand weggschnitten – wegghaut is er net worden!
Waltraud erzählt: Als junges Diarndl hats ja ka Schul für mich geben und Lehrstell a net. So bin ich halt zur Herrschaft in den Wald arbeiten gangen. Zuerst bis Güssing zu Fuss, später dann mit dem Radl auf den Lehmstraßen. Es war oft so kotig, dass der Reifen im Kotflügel stecken blieben is. Im Wald hamma dann junge Bäume setzen müssen, oder Gstrüpp ausschneiden. Bei jedem Wetter und jeder Temperatur! Verdient hamma trotzdem net viel.
Franz erzählt: Früher hamma bis zu 8 Sauen ghabt. Manche waren eh fromm, aber abschlagen hammas trotzdem müssen, so mit 250kg. Die waren im Stall oft so kräftig, dass sie die Pfosten von den Zwischenwänden ausghoben haben. Jeden Tag des selbe, bis i die Pfosten alle zsammengnagelt hab, dann war a Ruah. In der Fruah und am Abend habens ihr Fressen kriagt: Schrot mit Wasser und Küchenabfälle.
Mitzi erzählt: An den feuchten Stellen im Garten war friacha a Lackn. Da haben die Männer mit der Schaufel a paar Meter tiaf graben, damit halt immer des Wasser drin gstanden is. Für die Viecha und a für uns. Brunnen hat ja net jeder ghabt. Und wenn da Nachbar ka Wasser aus seim Brunnen hergebn hat, hamma uns in der Lackn waschen müssen. Wasserleitung hat’s ja keine gebn. Einmal bin i als kleins Diarndl reingfalln, da hat mi der Nachbar grettet. Da hab i Glück ghabt.
Gerhard erzählt: Badezimmer hat’s lang kans gebn. Die Oma hat a Blechbadewann in den Garten gstellt und gwart bis das Wasser warm war oder manchmal a aufkocht. Dann haben sich alle nach der Reihe drin badt. Die Kleinsten zum Schluss.
Franz erzählt: Friacha waren halt mehr Leut auf der Straßen, vorm Haus. Da ist gredt worden und ma hat sich oft gsehen – net so wia heut wo alle vorm Fernseher sitzen und ma si nimmer siacht. Bei die Leitners is immer was los gwesen: mia san gmiatlich zsammgsessen und haben dazählt und gsungen und glacht – alle Buam und Diarndln mitanander. Wenn’s ausgsteckt haben, habns des Schlafzimmer ausgräumt und Tisch und Bankln reingstellt und es hat den selbergmachten Wein geben.
Mitzi erzählt: Mir haben ja oft 8 Sauen ghabt. Die klan Ferkeln hamma kauft und halt aufgfuttert bis zum Schlachten waren. So a Ferkerl hat 800 bis 1200 Schilling kost – a große Investition, aber mia habns ja bis 250kg gfuttert. Amol san glei zwei hintereinander eingangan, weil ma so a guats Futter ghabt haben, da is as Herz mitm Wachsen net mitkommen – des war a Verlust! Des Schlachten is immer 3 Tag Arbeit gwesen: an Tag alles herrichten, Sautrog, Ketten, Glockn, Waag, a Seil, falls as davonrennt. Am Schlachttag haben dann alle zamgholfen. Des Bluat is glei aufgfangen worden und für Bluatniegl verwendt worden. Des Restlfleisch is glei mit Kraut verkocht worden, so haben alle was zum Essen ghobt. Grammeln schneiden und rösten, Sauschedl und Haxln kochen fürd Sulz. Am dritten Tag des Fleisch zerteilen, alles putzen und wegräumen. Die Kinder haben dann ja nur mehr die schenen Stickln wollen, und dann haben ma aufghört mit de Sauen – des zahlt si heut afoch net mehr aus!

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