September 08

Wir haben ein Haus!!! In einem Tag haben 6 zackige Burschen unser Haus aus –zig Holzriegelteilen bis spät in die Nacht zusammengeschraubt! Da kommst du im Kopf nicht mit: in der Früh noch nix da und am Abend steht schon ein ganzes Haus mit Zimmern, Fenster- und Steckdosenlöchern. Es ist genauso geworden, wie ich mir’s vorgestellt habe – nur noch schöner!Die sichtbaren Holzteile begeistern mich besonders – schauen einfach cool aus.
Die Tausender flitzen auf unserem Konto zur Zeit nur so hin und her – meistens hin, natürlich. Schlaflose Nächte sind ganz normal, denn wir wollen ja mit dem Geld von dem verkauften Haus auskommen um das Neue zu bauen. Zum täglichen Leben muss das Ersparte herhalten – gekauft wird ja nur das Nötigste, schließlich was brauchst du denn schon wirklich?! Beim Durchblättern der Werbeprospekte wird uns täglich bewusst, was wir alles nicht brauchen! Mit Heidi, einer auch alternativ denkenden Nachbarin, hatte ich kürzlich einen Wettbewerb: “Was ich alles nicht habe...“ Schön, immer wieder Leute zu treffen, die auch „sein“ und nicht „haben“ wollen.
Unser Leben hat sich ja seit dem Aussteigen aus der Tretmühle in vielem sehr geändert. Im Moment arbeiten wir mehr denn je – vor allem körperlich; mit „arbeitsscheu“ sollte man den Begriff Aussteiger also nicht unbedingt verbinden. Obwohl wir uns langfristig schon das Ziel gesetzt haben, ca. halbtägig zu arbeiten und den Rest der Zeit zu genießen mit aufgesparten Hobbys wie malen, lesen, Natur beobachten (Sterne, Schmetterlinge, unsere Tiere,...). Unser ehemaliger Zeitvertreib (?) Sport ist komplett abgekommen; nach einem physisch anstrengenden Tag auf der Baustelle, am Acker oder bei der Apfelernte wären Aktivitäten wie Tennis spielen, Wandern, Radfahren einfach absurd! Ist für uns im Moment auch natürlicher: ein Leben im Freien, wo Körper, Geist und Seele ausgeglichen beansprucht werden.
Apropo: die Äpfel sind reif und wunderschön. Wir haben von unseren 16 Bäumen insgesamt 640kg (ja wirklich, auf der Brückenwaage gewogen!) gepflückt und zum Obstpressen und Pasteurisieren gebracht: bei 6 cent pro Kilo sind sich 36 Flaschen im Tausch ausgegangen – nach 8 Stunden Arbeit und etlichen Kilometern. Wieder nix zum reich werden! Leute, kommt euch Bio-Äpfel holen!
Unser Sonnenschein Rosa ist uns – was sicher nur andere Schweinebesitzer oder vielleicht noch unsere Besucher verstehen können – richtig ans Herz gewachsen. Sie bemerkt uns immer, schaut uns beim Vorbeigehen erwartungsvoll an, ist glücklich wenn wir nur in der Nähe sitzen und ansonsten den ganzen Tag höchst aktiv und bei Regen besonders lustig aufgelegt. Ihr inneres Streben ist es, ihren Garten möglichst ernsthaft, tief und lückenlos durchzugraben – und zwar täglich. Ihre Muskeln sind dabei von Rüssel bis Schwänzchen aufs Äußerste angespannt und voll durchtrainiert. Sie gönnt sich nur wenige Ruhpausen am Tag, schläft dann aber tief und träumt was Schönes, was man an ihren zuckenden Beinchen oder Ohren erkennen kann. Am allerschönsten ist aber Duschen: da laufen die Nachbarn zusammen, wenn Rosa den Gartenschlauch kriegt und sie wieder und wieder, wie in der Arena, durch den Wasserstrahl rennt um sich abzukühlen, danach abzuschütteln und gleich anschließend in den Gatsch zu hauen. Nicht auszudenken, wie und wann ihr Leben enden wird...
Häuslbauen ist – wie viele schon wissen – ein hartes Leben – körperlich unheimlich anstrengend, geistig ständig im Alarmzustand wegen Terminen und Preisen, aber es geht viel weiter, wir lernen täglich Neues: Spachteln, Ausdauer und Respekt vor dem Handwerk. Es macht Freude, Fortschritte zu sehen, zu denen wir selbst wesentlich beigetragen haben. Das Haus steht wunderschön in der Landschaft, von außen fast fertig, innen haben wir die Deckenisolierung und –verschalung selbst angebracht (Hilfe nur von 2 maskierten Außerirdischen), Installation folgt in den nächsten Tagen. Verputz und Estrich werden von den Profis erledigt, der Rest liegt dann bei uns – die Terminplanung auch!